Dienstag, 20. Oktober 2009

Sonntag, 18.10.2009 - NK Vrije Hengel am Lateraalkanaal




Liebe Sportfreunde,

im Herbst jeden Jahres konzentriert sich die niederländisch-deutsche Matchszene bereits traditionell auf die zahlreichen Großveranstaltungen in Zuid-Limburg, der südlichsten niederländischen Provinz. An beinahe jedem Wochenende zwischen September und Dezember hat der ambitionierte Matchangler freie Auswahl aus diversen prestigeträchtigen Wettfischen an den technisch anspruchsvollen Strecken an Juliana- und Lateraalkanaal. InterPole, Team van het jaar-Durchgänge, Oud Stein, Kuijpers Open und die diversen offenen Kanalwettkämpfe der Vereine aus Stein, Roosteren, Urmond und Kerkrade laden zum wöchentlichen Kräftemessen mit den landesweit besten Friedfischanglern ein.

Angesichts der oben aufgeführten, privat organisierten, Großveranstaltungen geht ein Wettkampf beinahe unter...die vom niederländischen Dachverband Sportvisserij Nederland ausgerichtete holländische Meisterschaft mit der freien Rute, welche am letzten Sonntag am Lateraalkanaal bei Horn gefischt wurde. Grund genug, an dieser Stelle einmal ein Auge auf die jüngst ausgeangelte Veranstaltung zu werfen...

Wenn wir über die "NK Vrije Hengel" sprechen, gilt es zunächst, deren Geschichte und Sinn zu hinterfragen. Sie ist ein Ergebnis des vor etwa einem Jahrzehnt aus England auf den Kontinent herübergeschwappten Trend des Feederfischens, welches zusehends mehr Fans, nicht nur in den Niederlanden, gewinnt. Immer mehr Angler üben auch in der Bundesrepublik seit dem Verbot des Wettfischens neben den klassischen Disziplinen mit Match- und unberingter Stipprute diese Anglerei mit Futterkorb oder Wurfblei aus. Insbesondere für ältere Sportfreunde, welche nicht mehr ohne Weiteres die Posenantenne in 13 m Entfernung sehen oder die lange Kopfrute gegen einen steifen Seitenwind in den Kanal halten können, haben mit den Feeder-Methoden eine gute Möglichkeit, weiterhin ihrem Sport auch auf der Wettkampfebene nachzugehen. Daneben bieten die neuen Techniken für Fischer aller Altersklassen eine preiswertere Fischerei im Vergleich zu einer Kopfrute sowie den Reiz der Großfische, welche aufgrund der ruhigen Köderpräsentation und des kontinuierlichen Nachfütterns weniger misstrauisch sind und daher durchaus häufiger gefangen werden.

Gegner der Feeder-Technik beklagen hingegen den Sturz der Bastion "klassisches Fischen", welches ausschliesslich mit der Posenrute praktiziert wird und lehnen Feederveranstaltungen strikt ab. Fakt bleibt wie oben bereits erwähnt, dass die Anzahl der Veranstaltungen mit freier Rutenwahl jährlich steigt und diese einen immer größeren Anhängerkreis finden. So ist die Konsequenz auch nur logisch, dass die Niederländer auch in dieser Disziplin seit einigen Jahren ihren Landesmeister ermitteln. So erklärt sich aber auf der anderen Seite auch die geringe Teilnehmerzahl. 71 Sportfreunde haben sich in den 11 "voorselecties" der angeschlossenen Landesverbände für das Finale qualifiziert, nur 65 traten am vergangenen Sonntag an. Ein merkwürdiger Punkt, wenn man den Status des Sportfischens in den Niederlanden betrachtet und die unumstössliche Tatsache, dass alleine aufgrund der Teilnehmerzahlen und der Leistungsdichte in keiner Angeldisziplin der Landesmeistertitel so einfach zu erringen ist, wie mit der "freien Rute".

So war es dann auch keiner der regionalen, am Lateraal seit eh und je erfolgreichen Angler, der schlussendlich den Titel erkämpfen konnte, sondern ein Teilnehmer des Verbandes Midden Nederland, Harry de Jong, der sich mit einem Gesamtgewicht von 2086 g. Auf den Plätzen 2 und 3 reihten sich mit Twan Vaessen und Marc Janssen ( 1985 g bzw. 1794 g ) Teilnehmer aus der Federatie Limburg ein.

Die Übersicht der Fangergebnisse des 4-stündigen Durchganges lässt auch aus der Ferne erahnen, wie schwierig die Angelei am Wochenende gewesen sein muss. Gerade einmal 14 Teilnehmer konnten die Kilo- und nur der Gesamtsieger Harry de Jong die Zwei-Kilo-Marke knacken. 13 Teilnehmer konnten keinen Fisch zum Verwiegen anbieten. Dies ist schon ein verheerendes Ergebnis, auch angesichts der soliden Trainingsergebnisse der Vorwochen. Aber der Lateraalkanaal ist eine bekannt launische Diva, die ihr Gesicht insbesondere nach den ersten Nachtfrösten der vergangenen 14 Tage gerne und schnell ändern kann. In einem der folgenden Berichte nehme ich den Lateraalkanal und seine Besonderheiten einmal genauer unter die Lupe.

Neben der geringen Teilnehmerzahl war am Sonntag selbst bei dieser NK auch ein Phänomen auffällig, welches auch die Vereinsverantwortlichen, die viel Arbeit, Herzblut und Zeit in die Organisation von regionalen und überregionalen Veranstaltungen investieren, sehr stört: Von den 65 Teilnehmern erschienen am Nachmittag nur 35 Sportfreunde zur offiziellen Siegerehrung. Bedenkt man die mit höchstens zwei Stunden Fahrzeit recht überschaubaren Anreisen der Teilnehmer, darf diese Tatsache zurecht bemängelt werden. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, auch Euch, liebe Leser, noch einmal zu bitten, den Siegern einen angemessenen Respekt entgegenzubringen. Kommt bitte auch zur Siegerehrung, wenn Ihr nicht in den Preisen landet! Viele Organisatoren gehen heute schon dazu über, die Siegerehrungen aus den Vereinslokalen und an die Gewässer zu verlegen, um Jedem eine schnelle Abreise zu ermöglichen. Aber auch Ihr möchtet sicher nicht auf dem Podium stehen und Euren Sieg mit den Organisatoren alleine feiern müssen.

Ein herzlicher Glückwunsch des Verfassers geht an die Sieger der NK Vrije Hengel, insbesondere an Harry de Jong. Proficiat!

Sportvisserij Nederland ist zu wünschen, dass die NK Vrije Hengel in den nächsten Jahren durch höhere Teilnehmer- und Zuschauerzahlen sowie grösseres Medieninteresse den Stellenwert in der Matchszene einnimmt, der ihr zweifelsohne zusteht.

Viele Grüße und Petri!
Horst

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