Montag, 7. Juni 2010

Do., 03.06.2010, Brassenfestival am Kanaal door Voorne



Hallo Sportfreunde,

nachdem für den Fronleichnams-Tag keine offiziellen Termine anstanden, verabredeten mein mein Teamkollege Patrick Jonaschek und ich uns zu einem Trainingstag am Kanaal door Voorne. Der Kanaal verbindet das Haringvliet bei Hellevoetsluis nahe Rotterdam mit der Brielse Maas bei Heenvliet. Er ist etwa 35 m breit, an einem Ufer mit einem dichten Schilfgürtel bewachsen und weist auf der Wettkampfstrecke bei Hellevoetsluis rund 400 Holzstege in einem Abstand von rund 20 Matern auf.


( Der Kanal im Profil; unsere britischen Nachbarn sind schon länger aktiv )

Die besondere Attraktivität des Kanaal door Voorne, welcher alljährlich zwischen Ende April und Juni hunderte Angler aus ganz Europa, vorwiegend jedoch aus Großbritannien, zu benahe täglichen Wettkämpfen anzieht, erklärt sich durch die riesigen Brassenschwärme, welche aus dem Haringvliet die Schleuse passieren, um im Kanal abzulaichen. Irgendwann im Juni verlassen die Fische dann den Kanal wieder...auch jetzt sind noch gute Fänge im zweistelligen Bereich möglich, die Riesenfänge der Frühlingsmonate bleiben jedoch aus.

Die aktuell zu erbeutenden Brassen liegen in der Gewichtsklasse zwischen 1,5 und 3 Kilogramm und verlangen dem Gerät und dem Angler, unabhängig davon, ob die Kopf- oder der Feederrute zum Einsatz kommen, eine ganze Menge ab. Das liegt einerseits daran, dass der hohe Angeldruck nicht spurlos an den Fischen vorbeigeht und diese unseren Ködern eher misstrauisch begegnen; anderseits sind die Schwärme so riesig, dass wir häufig mit Schnurschwimmern, sogenannten "Linern" zu kämpfen haben. So ist das kurze Abtauchen der Pose oder die kurzen Zupfer in der Feederspitze, welche an unseren Gewässern nicht selten einen deutlichen Biss anzeigen, dort mit eben diesen Schnurschwimmern zu erklären und die Geduld des Anglers wird schwer auf die Probe gestellt, bis sich die Feederspitze deutlich durchbiegt und die Pose unter Wasser bleibt. Wer Nerven zeigt und den Anschlag zu früh setzt, sieht sich mit einem "Schlag ins Leere" oder falsch gehakten Fischen konfrontiert, welche sich im Drill allzu leicht vom Haken befreien. Selbst wenn sie gelandet werden können, kann es nicht unser Ziel sein, die Fische auf diese Weise zu erbeuten. Entsprechend angepasste Techniken und Montagen sind also Pflicht...

Mit diesen Informationen im Gepäck starteten Patrick und ich um 4.00 Uhr morgens auf die 235 km Richtung Rotterdam über Eindhoven, Tilburg, Breda und Dordrecht. Eigentlich waren wir bei unserer Ankunft um 6.30 Uhr schon ein wenig zu spät, denn der Fisch war schon extrem aktiv, was sich an einer Vielzahl von steigenden Fischen offenbarte; zusätzlich waren schon sehr viele Stege von unseren britischen Sportfreunden besetzt. Wir fanden dennoch zwei erfolgversprechende Stege und machten uns an die Vorbereitungen.

An diesem relativ schmalen Kanal kommt leichtes Feedergerät zum Einsatz und so setzte ich auf die King Feeder All Seasons 390 cm in Verbindung mit einer mittleren Baitrunner-Rolle, auf die ich meine Lieblingsschnur, die Quantum Quattron PT Braid grün in 0,12 mm, aufgespult hatte. Für den notwendigen Puffer für den Drill der kampfstarken "Klodeckel" sorgte die etwa 7 m lange Feeda Line in 0,26 mm als Schlagschnur. In eine Schlaufenmontage von etwa 30 cm Länge befestigte ich mittels Doppelkarabinerwirbel den 40 g Easy Speed Feeder und schlaufte das 1 m lange Vorfach von 0,14 mm und dem 16er Haken ein.


( Hochwertiges Gerät ist Pflicht für die zu erwartenden Großbrassen )

Da die Wurfweite durch die geringe Breite des Kanals von vorneherein auf 35 Meter begrenzt ist, sind am Kanaal door Voorne keine Gewaltwürfe nötig, um den angelegten Futterplatz präzise immer wieder anzuwerfen. Die Qual der Wahl stellt sich einzig zu Beginn des Fischens bei der Frage, wo der Futterplatz anzulegen ist. Da ich darauf setzte, dass die Brassen noch nicht mit dem Laichgeschäft fertig sein würden, fütterte ich 50 cm von der gegenüberliegenden Schilfkante entfernt, während Patrick etwa 3m entfernt im leicht tieferen Wasser fischte, was sich im Nachhinein als vorteilhaft erwies.


( Ein Blick auf meinen Futterplatz, etwa 50 cm, vor dem Schilfgürtel )



Brassen im Fressrausch fallen wie Staubsauger über die angelegten Futterplätze her und so ist eine reichhaltige Köderauswahl für die Rüsselmäuler Pflicht, um die riesigen Fischmengen lange auf dem Futterplatz zu halten. Unser Ködersortiment für den Angeltag bestand aus 4 Litern Caster, 3 kg Würmern, 4 Dosen Mais und einem Liter weisser Maden. Wer bei den Ködern am falschen Ende spart und zuwenig mitbringt, muss oft zusehen, wie die Fischschwärme nach dem Leerfressen des Futterplatzes weiterziehen und wird keine regelmäßigen Bisse und somit keine großen Fänge verbuchen können.


( Der gedeckte Tisch für unsere Leckermäuler )


( Auch geschnittener Mais ist ein Muss für "dikke platten"...)

Unser Futter bestand aus einer hellgelben Mischung, welche auf dem Browning-Brassenfutter "Sweet Breams" mit einigen "duftenden" Zugaben basierte. Bei der Zusammenstellung des Futters ist darauf zu achten, dass es geeignet sein muss, große Mengen Lebendköder an den Grund zu befördern. Das Futter sollte also nicht zu leicht gewählt werden, damit es nicht vor dem Auftreffen auf dem Gewässergrund die Lebendköder freigibt, um die Brassen nicht vom Futterplatz wegzuziehen.

Das Geschehen während der nächsten 6 Stunden lässt sich mit wenigen Worten zusammenfassen: Biss auf Biss...dabei stellte sich schnell heraus, dass ich zwar die Brassen schneller auf den Futterplatz bekam, Patrick aber eine spürbar höhere Bissfrequenz hatte. Nach jedem Biss kam es darauf an, den Fisch so schnell es geht vom Futterplatz und damit von seinen argwöhnischen Artgenossen wegzuziehen. Trotz allerfeinster Abstimmung der Montagen verlor jeder von uns auch wenige Fische im Drill. Erfolgte der Aussteiger auf oder in der unmittelbarer Nähe des Futterplatzes, führte dies zu einer längeren Bisspause, die wir unter allen Umständen vermeiden wollten. Der Zeitfaktor spielte eine weitere wichtige Rolle, denn aufgrund des bereits geschilderten Fressverhaltens musste kontinuierlich Futter eingebracht werden. Die Brassen waren meist im Maulwinkel gehakt, so dass das Abhaken schnell und unkompliziert vonstatten ging. Tageszeitlich bedingte Schwankungen waren selbst in der Mittagshitze nicht zu verzeichnen. Bis zu unserem Angelende im späten Nachmittag kamen die Bisse kontinuierlich.

Da Bilder bekanntlich mehr sagen als Worte, lass ich jetzt mal ebensolche sprechen:


( Gespanntes Warten auf den Biss )


( Anschlag! )


( Da kommt er... )


( Der nächste Klodeckel für den Setzkescher )


( Patrick drillt auch einen... )


( ...und hat ihn...am Ende hat er "mich liegen"... )


( Patrick mit seinem gewaltigen Fang... )


( von roundabout 100 Kilo... )


( ...und einem tollen Exemplar! )


( Aber auch ich brauche mich mit 27 Platten nicht zu verstecken... )


( 2 absolute Schönheiten... )


Gegen 16:00 Uhr beendeten wir das Fischen und packten den Wagen. Unser geniales Zeitmanagement erlaubte uns, den Berufsverkehr auf dem Ring Rotterdam mitzuerleben, was unsere Rückfahrtzeit um eine schlanke Stunde verlängerte ;-( Aber die am Tag gefangenen 150 kg Brassen waren mehr als ein Ausgleich für die lange Fahrtstrecke. Eine Wiederholung im kommenden Jahr ist für mich mehr als sicher. Dann gerne auch über mehrere Tage...denn solche Fänge machen süchtig ;-))

Viele Grüße
Horst

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