Donnerstag, 6. Mai 2010

Mission Carp - Teil 1

Hallo Sportfreunde,

das Karpfenangeln mit der unberingten Stipprute liegt voll im Trend. Seit Jahren bereits fischen unsere britischen Kollegen an zahllosen kommerziellen Teichanlagen - sogenannten Carp O Dromes - an Gewässern, welche zumeist künstlich angelegt wurden und einen ausgesprochen reichhaltigen Fischbesatz an Karpfen, Karauschen, Schleien, Rotaugen und Brassen beheimaten. Die Gewässer können dann auf Tageskartenbasis befischt werden; meist bieten die Besitzer darüber hinaus die Möglichkeit, an wöchentlichen oder gar täglichen Wettkämpfen teilzunehmen, bei denen es um Prestige und nicht selten um hohe Geldsummen geht. Wem jetzt durch den Kopf schiesst "Du meine Güte, ein Forellenp..f mit Karpfen?!" - weit gefehlt. An jedem Carp O Drom gilt absolut striktes Catch and Release und meistens auch ein strenges Regelwerk, welches meist die zu verwendenden Schnurstärken und Hakengrössen sowie Futterrestriktionen beinhaltet, was sicherstellt, dass die gefangenen Fische schonend und in gutem Zustand nach dem obligatorischen Wiegeprocedere zurückgesetzt werden können. Anders als an einem Forellensee sind die Fische in einem Carp O Drom also einem hohen Angeldruck ausgesetzt und zumeist schon mehrfach gefangen worden, so dass sie häufig sehr scheu sind und nach ausgefeilten Taktiken verlangen, um insbesondere bei Wettkämpfen die notwendigen hohen Fanggewichte für eine vordere Platzierung zu erzielen.

Auch in Belgien und den Niederlanden besetzen immer mehr Vereine die oben aufgeführten Fischarten, oft mit dem Schwerpunkt auf den Karpfenarten, um einerseits ein attraktives, anspruchsvolles Angeln zu ermöglichen und andererseits dem bekanntermaßen explodierenden Kormoranbestand, der grosse Rotaugenbestände in atemberaubender Geschwindigkeit aus dem Wasser zu "saugen" in der Lage ist, etwas entgegensetzen zu können.

Ich habe hingegen die Möglichkeit, ein ganz anderes, traumhaftes Gewässer zu befischen...es handelt sich um ein idyllisches Stillwasser von 1 bis 2,5 m Tiefe, in dem sich seit Jahren ein gut gepflegter, alter Karpfenbestand befindet, welcher bereits häufig gefangen wurde und sich entsprechend erfahren und misstrauisch verhält. Gerade die Größe und die sprichwörtliche Schläue der Fische macht einen Ansitz an diesem Gewässer so enorm attraktiv. Neben Schleien zwischen 300 und 2000 g, Karauschen von 200 g bis 1000 g und Brassen von 50 g bis 1500 g liegt die Bandbreite der Karpfen zwischen 2,5 und etwa 12 kg, wobei die meisten Karpfen zwischen 5 und 8 kg auf die Waage bringen.



Karauschen und Giebel zwischen 500 und 1000 g sind oft die ersten Fische auf dem Futterplatz






Prachtexemplare wie dieser schöne Spiegler jenseits der 6 kg-Marke lassen sich auch mit leichtem Gerät sicher und souverän landen

So hoch der Gewichtsunterschied der Fische ist, so umfangreich sind auch die Anforderungen an das verwendete Gerät. Die lokalen Angler stellen den Karpfen gerne mit Specimen-Tackle oder Matchruten mit Wagglermontagen nach, während sich die Stipprute aufgrund der kampfstarken und gefühlt unbezwingbaren Gegner nur langsam auf dem Vormarsch befindet. Mit entsprechend angepasstem Gerät ist es jedoch möglich, auch mit der Kopfrute tolle Fänge zu erzielen und vor allem mehr Bisse der vorsichtigen Karpfen zu erhalten als mit schweren Wagglern und Rollenruten.

Mein Karpfensetup für das "very britishe" Fischen auf Großkarpfen an dieser Teichanlage besteht aus dem Allroundtalent Browning XITAN Z7 in 13,00 m, ausgestattet mit XITAN Power Kits, in die ich CENEX Gummizüge in den Stärken 1,6 mm, 1,8 mm und 2,1 mm eingebaut habe, welche einen hohen Dehnungsfaktor aufweisen und sich damit für diese Art der Großfischangelei bestens eignen. Diese Gummizüge laufen durch eine interne Teflonhülse. Einige Sportfreunde schwören auf das externe Teflon, ich persönlich bin jedoch der Meinung, dass der höhere Innendurchmesser der bei einem internen Teflon weiter eingekürzten Spitze ein besseres Gleitverhalten der Gummizugmontage zum Ergebnis hat. Auf einen Konnektor verzichte ich bei diesen schweren Gummizügen gerne ganz und stelle die Verbindung zwischen Gummizug und Hauptschnur mittels eines Crows Foot-Knotens, einem Gummikonus sowie einer Schlaufenmontage her.

Die Hauptschnur ist eine Browning CENEX in den Stärken 0,20 mm bzw. 0,22 m. Diese ist einerseits stark genug, um die insbesondere in der Anfangsphase des Drills oft heftige Gegenwehr der schwergewichtigen Gegner zu verkraften, andererseits bietet sie eine geringe Dehnung und damit einen gewissen Puffer, der einem Ausschlitzen der Karpfen im Drill entgegenwirkt.

Die Posenmodelle wähle ich je nach verwendetem Köder aus, wobei ich beim gezielten Ansitz auf Großkarpfen im Stillwasser nur zwei verschiedene, sehr stabile Modelle verwende: Für das Fischen mit Pellets, Mais, Meat und Mini-Boilies hat sich das Modell "F2" von Browning in den Grammaturen 0,1 g bis 0,5 g bestens bewährt. Für das Fischen mit Brot oder Fischmehl-Teig montiere ich die "Paste" von 0,1 g bis 0,6 g. Die lange Antenne dieser Pose stellt sicher, dass ich sofort bemerke, wenn der Teig abgefressen oder abgefallen ist, da die Antenne der scharf austarierten Pose dann sofort merklich aus dem Wasser schiesst.

An das CENEX-Vorfach der Stärke 0,16 mm bis 0,20 mm knote ich stabile, dennoch stabile Carbonhaken der Grössen 10-16, bei Bedarf mit kurzem monofilem Haar zur Verwendung mit Mini-Boilies der Grössen 8 und 10 mm.

Bei der Vorbereitung der Montage nehme ich nach dem Ausloten der Tiefe am Gewässer noch eine kleine, aber meiner Meinung nach entscheidende, Änderung vor...ich kürze die Montage so weit ein, dass sich zwischen Pose und Rutenspitze nur ein Schnurstück von etwa 30 cm Länge befindet. Dies stellt einen sofortigen und ansatzlosen Anschlag sicher.

Wer sich das Fressverhalten großer Karpfen in einem der zahlreichen Videos der Karpfenszene bereits einmal angeschaut hat, weiss, dass ein umfangreiches Köder- und Futtersortiment benötigt wird, um den Futterplatz für die Rüsselmäuler attraktiv zu halten. Mit dem Thema Futter und Köder für das moderne Karpfenangeln wird sich Teil 2 dieses Berichts in Kürze beschäftigen.

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